Die Referenten waren durch die Bank großartig und inspirierend. Dem Team von Scholz & Volkmer gebührt dafür Respekt und großer Dank! Aber wenn man sich mit einem Tag Abstand fragt, was bleibt, kann ich mich doch einer gewissen Unbefriedigung nicht erwehren. Harald Welzer fordert zwar zu Recht neue positive Visionen und Visualisierungen der Zukunft ein, bleibt sie aber selbst erneut schuldig. Der Habitus, als Kritiker müsse man auf einer Konferenz, die sich der Visualisierung verschrieben hat, weder Bilder zeigen noch (fertige) Visionen formulieren, nutzt sich ab. Francesco Franchi und Koichiro Tanaka lieferten sicher die Highlights ab für all die Besucher, die sich von der see direkte Impulse für die Arbeit an der Informationsvisualisierung versprochen haben. Große Kunst. Auch wenn sie uns mehr gezeigt haben, was sie machen und weniger wie und warum. Aber hinter dem offensichtlichen, wenn auch noch nicht ausgeschriebenen Anspruch der see-Conference Visualisierung von Information für eine bessere Welt bleiben sie doch zurück. Zumindest ich kann wenig Welt-Verbesserungspotential im Socken-Ballett erkennen, oder daran Umweltverschmutzung oder terroristische Bedrohungen in niedliche, plakative Illustrationen zu gießen.
Bleiben von den Rednern, die ich sehen durfte, Van Bo Le-Mentzel und Teddy Cruz sicher die beiden, die die stärkste revolutionäre Kraft an den Tag gelegt haben. Van Bo ist klar mein Highlight gewesen. Aber hier frage ich mich mit Harald Welzer, ob die Ansätze von Van Bo Le-Mentzel nicht einfach nur Schmiermittel für das System sind. Oder warum sollte sonst die Avantgarde von Pro7 darüber berichten? Sind sie erste Schritte von vielen kleinen in die richtige Richtung oder doch nur Scheingefechte und Gewissensbalsam, wie Car-Sharing und selbst abgefülltes Wasser, die von den wirklichen Problemen außerhalb unserer Komfortzonen in Wiesbaden oder Prenzlberg ablenken? Wie es da draußen aussieht hat Teddy Cruz erstaunlich positiv und optimistisch klar gemacht. Nur fehlte mir da wieder außer der Idee des globalen Wohlstands-Äquators das Visuelle zumindest das Gestalterische. Nun nur meckern gilt nicht. So gesehen, kann ich für mich viele Anregungen und Aufgaben mitnehmen. Aber ich wollte an die Macher der #see11 schon mal den Wunsch weitergeben noch enger an der Kernidee „Visualisierung von Information (für eine bessere Welt)“ zu arbeiten.
Danke für diesen subjektiven Rückblick! Trifft genau meinen Eindruck!
Freut mich. Klaus M. Bernsau